Fachtagung 2022

Spielwert – Inklusion – Normung

Nach [der 3. Fachtagung] 2021 [hat uns] die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, wir durften und wollten auch zum Schutz … weiterlesen …weniger...

…aller Beteiligten keine Präsenzveranstaltung durchführen. Wenn wir aber im zweijährigen Rhythmus geblieben wären, hätte dies bedeutet, vier Jahre keine Fachtagung, keinen Austausch mit Gleichgesinnten, keine wesentlichen Neuerungen oder Sichtweisen zu aktuellen und anstehenden Themen. Deshalb haben wir nach Lösungen gesucht, trotz aller äußeren Widrigkeiten, wieder in einen vernünftigen Austausch zu kommen. Ein Live-Stream aus einem Studio, mit Referenten vor Ort erschien uns die bestmögliche Lösung. Deshalb findet in diesem Jahr die Fachtagung in einem neuen Format statt und, versprochen, 2023 sehen wir uns wieder in Präsenz, mit Erfahrungsparcours und Abendveranstaltung.

Wir hoffen trotzdem, dass wir mit der Fachtagung auch diesmal eine Plattform bieten, um alle an der Sicherheit von Spielplätzen Beteiligten zusammenzubringen – für einen Austausch untereinander und letzen Endes ein besseres Verständnis füreinander, zur Erleichterung der täglichen Arbeit, zum Wohle der Kinder und für sichere Spielplätze.

In gewohnter Weise haben wir auch diesmal Kooperationspartner ausgewählt, welche die Schwerpunktthemen der Fachtagung bestmöglich unterstützen – mit der Besonderheit, dass diese Ihnen erstmals auch ein Herzensprojekt ihrer Firma vorstellen, in dem Sie sich sozial engagieren und Mitmenschen unterstützen … seien Sie gespannt!

Schwerpunktthemen

Ein einzelner Tag, noch dazu als Online-Format, erfordert auch eine neue Struktur der Fachtagung. Deshalb haben wir diesmal für die sechs Vorträge drei Schwerpunktthemen ausgewählt, um allen Beteiligten gerecht zu werden, Informationen und viele neue Kenntnisse zu bieten und zum Nachdenken und Austausch anzuregen.

Normung und Sicherheit

Nach der Veröffentlichung der neuen DIN EN 1176:2017, zuletzt mit Teil 5 – Karussells und Teil 7 – Wartung und Inspektion, liegt der neue Normstand nun endlich vor – als Grundlage für Planung und Prüfung von Spielplatzgeräten. Gerade aber bei der Anwendung dieser beiden Teile hat sich herausgestellt, dass es hier doch noch viele Unsicherheiten oder gar missverständliche Interpretationen der Normvorgaben gibt. Teils führt dies soweit, dass externe Prüfer Betreiber angehen, dass diese die Jahreshauptinspektion nicht mehr selbst durchführen dürften – Grund: Befangenheit und Finanzverantwortung! Aber kann eine Norm dies einem Betreiber wirklich vorschreiben? Was hat sich außerdem bei den Karussells alles getan und müssen kleine Drehgeräte nun als Karussells geprüft werden? Dies sind Fragen, die u.a. kritisch beleuchtet werden.

Ein weiteres großes Thema: Sicherheit von Spielplatzgeräten und Spielplätzen. Wann ist ein Spielplatzgerät sicher? Hier werden die Vorgaben der Norm teilweise sehr konträr ausgelegt. Hersteller erarbeiten in Zusammenarbeit mit Zertifizierungsstellen herausfordernde Geräte, die den Schutzzielen und Anforderungen der Norm entsprechen. Und dennoch wird bei Prüfungen die Norm anders ausgelegt und die Sicherheit in Frage gestellt. Betreiber sind verunsichert, was tun? Geht es nur darum, die Norm einzuhalten, erzeugt das Sicherheit, oder muss der Prüfer sich auch an den Schutzzielen orientieren und diese im Blick haben und behalten?

Spielwert und Planungsgrundlagen

Spielplätze sollen Spaß und Freude bereiten, den Kindern herausfordernde, abwechslungsreiche Angebote für alle Sinne machen, zum Verweilen und Wiederkommen einladen – aber wie kann dies ermöglicht werden? Allzuoft werden Spielplätze von Erwachsenen für Erwachsene gebaut, soll heißen, nach Kriterien, die Erwachsenen bei der Auswahl der Geräte gefallen, von diesen als sicher und ausreichend herausfordernd bewertet werden. Aber ist dies auch das, was Kinder anspricht, was Kinder benötigen? Zudem gibt es auch noch Planungsnormen für Spielplätze und Freiflächen zum Spielen – am Ende vielleicht auch nur wieder eine weitere Einschränkung, die attraktiven Spielplätzen entgegensteht? Wir wollen uns außerdem in zwei Beiträgen etwas genauer anschauen, wie spielen Kinder, was ist wichtig für das kindliche Spiel und beschränkt die DIN 18 034 wirklich Spielplätze oder bietet sie nicht vielmehr einen reichen Blumenstrauß an Anreizen und Vorschlägen für attraktive Spielplätze?

Inklusiver Spielraum und Umsetzungsmöglichkeiten

Inklusion – seit 2017 ein fester Bestandteil unserer Fachtagungen – rückt immer mehr auch in den Fokus der Verantwortlichen bei Städten, Kommunen und Gemeinden. Dies verdeutlichen auch die vermehrten Anfragen zur Thematik in den letzten Jahren. Doch was bedeutet dies für Spielplätze, wie kann ein Spielplatz so gestaltet werden, dass er Angebote für alle Menschen bietet, egal ob behindert oder nicht, dabei trotzdem herausfordernd ist und nicht den Planungsgrundsätzen (siehe Punkt Spielwert und Planungsgrundlagen) widerspricht?

Wir betrachten, welche Grundlagen notwendig sind, damit Inklusion auf Spielplätzen gelingen kann, und wie dies so umgesetzt werden kann, dass der Fokus nicht mehr auf der Behinderung liegt, sondern auf den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen. Die Stadt Nürnberg – seit längerem Vorreiter auf dem Gebiet – hat bereits Anfang 2006 „Leitlinien für die Integration von Kindern mit Einschränkungen auf Spielplätzen in Nürnberg“ herausgegeben und diese in 2022 konsequent fortgeschrieben, unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse und des Paradigmenwechsels weg von der Behinderung – hin zu den Fähigkeiten. Die Verantwortlichen für die Entstehung und Umsetzung der überarbeiteten, neuen Leitlinien geben Einblick in diese Prozesse und stehen sowohl mit Anregungen und Tipps wie auch für Fragen zur Verfügung.

An dieser Stelle bedanken wir uns auch bei allen, die mit Ihrer Arbeit, Rat und Tat zum Gelingen der Fachtagung beigetragen haben, im speziellen bei unseren Kooperationspartnern, unseren Referenten und dem ganzen Team von Massstab Mensch.

Mit dem vorliegenden Tagungsband soll allen Teilnehmern, auch über die Fachtagung hinaus, ein Nachschlagewerk an die Hand gegeben werden.

Wir freuen uns auf die kommenden Stunden voll gewinnbringender Informationen, neuer und anderer Sichtweisen zu „alten“ und neuen Themen und wünschen Ihnen einen interessanten, anregenden Erfahrungsaustausch in angenehmer Atmosphäre.

Ihr Peter Schraml 

Dipl.-Ing. (FH) Architektur, MPA 

Massstab Mensch

Julian Richter sen. erläutert, welche Faktoren aus seiner Sicht zu gelungenen Spielplätzen beitragen. Sein Fokus liegt dabei immer auf den Kindern und ihren Bedürfnissen.
Das Spiel ist kein Mittel zum Zweck, sondern entsteht aus sich selbst, ohne Absicht und Ziel. Der Mensch (als Kind oder Erwachsener) macht im Spiel vielfältige Erfahrungen, entdeckt Zusammenhänge und lernt. Gute Spielplätze brauchen Atmosphäre, sind Orte des Wohlfühlens.

Tagungsband

Im Tagungsband enthalten
sind die Zusammen-
fassungen der Fach- und Schwerpunktthemen.
Ebenso finden sich dort
die Vorträge der Referenten
sowie eine Übersicht der
Aussteller und
Kooperationsparter.

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